Die Bühnenlegende Johannes “Jopi“ Heesters stirbt am 24. Dezember im Alter von 108 Jahren. Bis zu seinem Tod gilt er als der älteste noch aktive Schauspielkünstler. Beinahe ein Jahrhundert lang begeistert er auf der Bühne.

Über 90 Jahre auf der Bühne und 87 Jahre vor der Kamera. Ein letzter Applaus gilt nun ihm selbst. Foto: WEP

Sein Ziel war es 110 Jahre alt zu werden. Dies verkündet die Schauspiellegende nach einem Krankenhausaufenthalt im Dezember. Das einzige Ziel, das er in seinem von unzähligen Erfolgen gekrönten Leben nicht erreicht.

Johan Marius Nicolaas Heesters wird am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort geboren. Schon im zarten Alter von 17 Jahren steht er zum ersten Mal auf der Bühne. Rund 20 Jahre später dreht er seinen ersten Film „Cirque Hollandais“ und übernimmt seine erste Gesangsrolle. In Österreich bereits ein angesehener Schauspieler wird Heesters 1936 von der UfA Babelsberg engagiert. Damit erfolgt der Übertritt in die deutsche Filmlandschaft. In den 1950er Jahren dreht er den Film „Bel ami“, der bis zu seinem Tod sein persönlicher Lieblingsfilm bleibt.

Ein ereignisreiches Leben

„Jopi“ Heesters Motto lautete „Was spiele ich als nächstes?“ und diesem Motto wurde er gerecht. Seine unzähligen Filme, Lieder und Auftritte bleiben in Erinnerung. Ob Musicals wie „Gigi“, Auftritte an der Wiener Volksoper oder Hollywood-Filme wie „The Moon is blue“ – nichts lässt „Jopi“ aus. Aber auch Rückschläge hatte der Vollblut-Entertainer zu verkraften. Der Niederländer machte sich zur Zeit des Nationalsozialismus durch Auftritte im Deutschen Reich bei seinen Landsmännern unbeliebt. Adolf Hitler gefiel die Arbeit des niederländischen Schauspielers und Sängers. Heesters hat offiziell zwar nie Sympathie für das Regime bekundet, sich von diesem aber auch nicht distanziert. Dies wurde von Widerstandskämpfern der Niederlande nicht gern gesehen.

Es gab aber Menschen, die immer zu ihm standen. 1930 heiratet er die belgische Schauspielerin Louisa Ghijs, die Mutter seiner zwei Töchter Louise und Nicole. Ghijs verstarb 1985. Seine zweite Frau wird 1992 Simone Rethel, die bis zu seinem Tode an seiner Seite war.

Das Ende einer Generation

Heesters stand für eine ganze Schauspielgeneration, sagt der Schauspieler Thomas Fritsch „ZDF heute“ bei der Beisetzung des Entertainers: „Er war etwas ganz besonderes. Er ist eine Generation von Schauspielern, die es nicht mehr geben wird.“ Auch die Tänzerin Ursula Heimerer-Pscherer erinnert sich: „Wir waren alle in ihn verliebt. Alle.“

Der Ausnahmekünstler hinterlässt deutliche Spuren der Bewunderung. Noch im hohen Alter geht er seiner Arbeit nach, obwohl er 2009 aufgrund einer Makuladegeneration fast vollständig erblindet. In „Jedermann“ verkörpert er 2004 in Köln und 2009 in Stuttgart die Rolle von „Gott“. 2011 spielt er im Film „Ten“ den „Petrus“. Neben zahllosen vorangegangenen Auszeichnungen erhielt Heesters ab 2008 jedes Jahr einen „Bambi“ zu Ehren seiner Werke. Für sein Talent, seinen Charme und seine unaufhörliche Energie werden ihm seine Fans noch lange Tribut zollen.

Andrea Hrastnik (Ressort „Kultur“)